Rajputmalerei

Rajputmalerei
Rajputmalerei
 
[radʒ-], nord- und zentralindische Malerei an den Fürstenhöfen der Rajputen, die seit dem 16./17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert blühte. Die kunstfeindliche Haltung des indischen Großmoguls Aurangseb trieb viele indische Maler an die von Hindus regierten Provinz-Höfe, wo sie zum Teil in der Begegnung mit einheimischen Traditionen (Mewar, Malwa) ihre Arbeit fortsetzen konnten und die Mogulmalerei verbreiteten; sie und spätere Künstler schufen Wandmalereien, Porträts und Miniaturen zu religiösen, oft lyrischen Dichtungen, v. a. über die Geschichte von Krishna und Radha oder den Helden Rama. Da die Namen der Maler an den hinduistischen Höfen nur selten bekannt sind, werden die Stile nach drei Regionen unterschieden. 1) Der rajasthanische Stil (Rajasthani) setzte im 16. Jahrhundert in Bundi und Mewar ein, Mewar erlebte seine Blütezeit 1628-52 neben anderen rajasthanischen Malschulen: Bikaner (1600-1800), Ajmer (1630-1800), Jaipur (1640-1850), Kishangarh (2. Drittel des 18. Jahrhunderts, mit detailreichen Landschaftsdarstellungen), Kota sowie Marwar mit der Hauptstadt Jodhpur (v. a. Porträts). 2) Bei der Paharimalerei im westlichen Himalaja, etwa dem heutigen Himachal Pradesh, sind die Malschulen von Bilaspur (ab 1660) und im Pandschab Bahsoli (1675-95), der die Schulen von Kulu (1690-1800) und Mankot folgten, zu nennen, im 18. Jahrhundert die von Guler, Jammu sowie Kangra (v. a. 1775-1820), die zu zarten Pastelltönen übergingen und heimische Landschaften wiedergaben. Nurpur und Chamba folgten dieser Richtung, auch Garhwal im Südosten des Pandschab. 3) Die Rajputmalerei von Malwa im 17. Jahrhundert knüpfte stark an Traditionen der Malerei des im 15. und 16. Jahrhundert selbstständigen Sultanats von Malwa mit seiner Hauptstadt Mandu an; große Formen und starke Farben sind kennzeichnend. Bevorzugt illustrierten die Rajputmaler Handschriften des »Bhagavata Purana«, »Ramayana« oder »Gitagovinda« und malten Miniaturen zu Melodien.
 
 
J.-J. Lévêque u. N. Ménant: Islam. u. ind. Malerei (a. d. Frz., Lausanne 1968);
 A. L. Dahmen-Dallapiccola: Ind. Miniaturen. Malerei der Rajput-Staaten (1976);
 
Pahari-Meister. Höf. Malerei aus den Bergen Nord-Indiens, bearb. v. B. N. Goswamy u. E. Fischer, Ausst.-Kat. Museum Rietberg (Zürich 1990);
 
Ramayana. Pahari paintings, hg. v. R. C. Craven (Bombay 1990);
 
Lotosmond u. Löwenritt. Ind. Miniaturmalerei, hg. v. J. Bautzen, Ausst.-Kat. (1991).

Universal-Lexikon. 2012.

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